THW präsentiert Ausstattung und Können bei erstem Anfordertag in Leer
Mitte August (13.08.2022) präsentierte sich der THW-Regionasbereich Oldenburg in Leer (Ostfriesland) mit einer Auswahl seiner Spezialfähigkeiten der Politik, den Fachbesucherinnen und -besuchern.
Rund 100 Gäste informierten sich über die regional und bundesweit vorgehaltene und verfügbare Technik des THW. „Hier in Leer zeigen wir die ganze Bandbreite unserer Fachfähigkeiten, sodass sich unsere Besucherinnen und Besucher ein umfangreiches Bild über unser Aufgabenspektrum machen können‘, sagte die Leiterin der THW-Regionalstelle Oldenburg, Katharina Hadeler.
Das Technische Hilfswerk ist durch seine vielzähligen Fachgruppen auf eine ganze Bandbreite an Szenarien vorbereitet. Um Politik und möglichen Anforderern, die sich u.a. aus Feuerwehr, Polizei, Zoll und Bundeswehr zusammensetzten, einen Ausschnitt aus dem umfangreichen Katalog der Einsatzoptionen des THW vorzustellen, lud der THW-Regionalbereich Oldenburg zum ersten „Anforderertag“ nach Leer ein. Als mögliches Szenario für einen Großeinsatz wurde ein Starkregenereignis gewählt, bei dem die Einsatzkräfte aus 13 Fachgruppen Teile ihrer Spezialfähigkeiten zeigen konnten. „Durch die große Auswahl an Einheiten auf unserer Veranstaltung, haben wir die Möglichkeit, auch selten genutzte Fähigkeiten des THW vorzustellen. Das Besondere am heutigen Tag ist, dass wir nicht bloß Technik theoretisch erklären, sondern sie im aktiven Einsatz präsentieren“, sagte Katharina Hadeler.
Die Besucherinnen und Besucher konnten an zehn verschiedenen Stationen die Arbeit des THW bei diesem fiktiven Großeinsatz kennenlernen und eine THW-Brücke, verschiedene Baumaschinen, Logistikeinheiten und eine große Führungsstelle in Aktion erleben. Ziel war es, in Gesprächen mit den jeweiligen Einsatzkräften der entsprechenden Einsatzaufgaben tiefgreifende Informationen über die Arbeit des THW zu vermitteln. Neben zahlreichen Gästen aus der Politik waren auch Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, kritischer Infrastruktur sowie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben geladen.
Durch die Informationsveranstaltung konnte sich ein Bild von den Möglichkeiten gemacht werden, die für eventuelle Einsatzlagen Verwendung finden. Weiterhin wurde die Anforderungshürde, beispielsweise durch die Feuerwehr, mit dem neuen THW-Gesetz 2020 gesenkt.
Der THW-Landesbeauftragte für Bremen und Niedersachsen Manuel Almanzor berichtet, dass aus Gründen der Billigkeit oder eines überwiegenden öffentlichen Interesses auf die Erhebung von Gebühren und Auslagen sowie auf die Erstattung von Kosten außerhalb der Amtshilfe verzichtet werden kann. Sollte die Feuerwehr das THW anfordern, so wird der Feuerwehr, bzw. der zuständigen Kommune, keine Kosten auferlegt, auch wenn es keine Dritten gibt, bei denen die Kosten eingeholt werden können.
Das THW ist die ehrenamtliche Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit mehr als 80.000 Freiwilligen, davon die Hälfte Einsatzkräfte, ist die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinem Fachwissen und den vielfältigen Erfahrungen ist das THW gefragter Unterstützer für Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und andere. Das THW wird zudem im Auftrag der Bundesregierung weltweit eingesetzt. Dazu gehören unter anderem technische und logistische Hilfeleistungen im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von UN-Organisationen.
PODIUMSDISKUSSION
Voran dieser überaus interessanten und wertvollen Informationsveranstaltung ging eine Podiumsdiskussion, bei der der Parlamentarische Staatssekretär Johann Saathoff, Landrat des Landkreises Leer Matthias Groote, Landesbeauftragte des THW Manuel Almanzor, Kreisbrandmeister des Landkreises Wittmund Friedhelm Tannen und der Dozent der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) Prof. Dr. Marc Schütte teilnahmen. Moderiert wurde die Diskussion von Kommunikations- und Medienexperte Holger Hartwig.
Nachdem geklärt war, wer mit welchen Erwartungen zur Veranstaltung gekommen war, stellte Kreisbrandmeister Tennen zunächst fest, dass die Feuerwehren, Hilfsorganisationen und das Technische Hilfswerk nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Sie arbeiten zusammen, wie es die Blaulichtorganisationen gewohnt sind, sagte er.
THW-Landesbeauftragter Almanzor unterstreicht diese Worte: „Wir wollen helfen, müssen uns aber anfordern lassen, da wir sonst nicht ausrücken dürfen.“
Auf die Frage des Moderators an Landrat Groote, ob das THW berücksichtigt werde, sagt er „Wir bilden uns regelmäßig fort und proben den Ernstfall im Krisenstab. Zuletzt hatten wir einen großflächigen Stromausfall als Übungsgrundlage. In diesen Übungen sind alle Katastrophenschutzeinheiten berücksichtigt, auch das THW.“
Moderator Hartwig nimmt das Stichwort Stromausfall auf und fragt nach zukünftigen Herausforderungen im Bevölkerungsschutz in die Runde. Klar benannt werden von den Talk-Gästen, dass es die Naturereignisse wie Hitze und Wasser sind und der bereits genannte Stromausfall. Kreisbrandmeister Tannen sagte, dass die Einheiten im Bevölkerungsschutz gute Arbeit leisten, es jedoch auf mehr ankomme. Es müsse beispielsweise mit den Landwirten gesprochen werden. Insbesondere in den ländlichen Regionen können die Feuerwehren und das THW nicht die Stromversorgung für unzählige landwirtschaftliche Betriebe bereitstellen im Bedarfsfall. Auch wenn man es gerne würde; die Betriebe müssen sich auf eine gewisse Weise auf Selbsthilfe einstellen, in dem beispielsweise Stromaggregate bereitgehalten werden.
Prof. Dr. Schütte reagierte ebenfalls auf die Anmerkung von Tannen. „Es werden zukünftig quantitativere Katastrophen in Deutschland auf uns zukommen. Auch zwei, drei und mehr zeitgleich. Die Bevölkerung muss mehr mit herangezogen werden.“ sagte er und verwies neben anderem auf die geringe Zahl der ehrenamtlich engagierten Migranten in den Hilfsorganisationen. Die Bevölkerung sollte gelegentlich, allerdings ohne Panik, an den Worst Case denken.
Tannen sieht die Situation ähnlich und spricht von mehr Sensibilisierung der Bevölkerung und weist darauf hin, dass die Bevölkerung allerdings auch entsprechend informiert und gewarnt werden muss. Sirenen und andere Warninstrumente müssen genutzt werden, damit die Bevölkerung im Ernstfall eigenständig, mit Blick auf die eigene Person, handeln kann.
Parlamentarische Staatssekretär Johann Saathoff ergänzt, dass zeitnah das Cell Broadcast-System in Deutschland in Betrieb gehe. Jedes Handy in einem Gefahrenbereich wird dann eine entsprechende SMS mit einer Warnung im Bedarfsfall erhalten, in dem auch Handlungsanweisungen vorhanden seien.
Saathoff wird konfrontiert mit der Frage, wie die Regierung eine Optimierung des Bevölkerungsschutzes schaffen will. Er sagt „Wir setzten mehr darauf, dass die Zuständigkeiten nicht mehr so starr sind.“ Bahnbrechend, so Saathoff weiter, sei es in Deutschland, dass ein erstes Kompetenzzentrum eingerichtet wurde, für die Zusammenarbeit von Bund und Ländern.
Prof. Dr. Schütte drückt verbal nach und unterstreicht, dass die Bevölkerung wissen muss, was zu tun ist, wenn eine Notlage eintritt. Wichtig sei eine zentrale Stelle, die auch sagt „Das ist jetzt eine Notlage“. Weiterhin müssten diverse Dienstvorschriften überarbeitet und angepasst werden.
Mit diesen Worten endete die Diskussion.