Großübung in Regensburger Altstadt vereint Brandeinsatz und Höhenrettung
Die Sirene der Brandmeldeanlage ertönt, im Glockenturm des Regensburger Domes St. Peter wurde eine Rauchentwicklung erkannt. Unter Blaulicht und Martinshorn rücken die Feuerwehren in der Altstadt an. Am Südturm soll sich eine verletzte Person befinden – ein Mitarbeiter der Dombauhütte muss von der Einrüstung des Turmes von außen geborgen und zum Rettungsdienst am Boden transportiert werden. Kunstwerke aus Dom und Domschatz sind durch Brand und Löschwasser bedroht. Das waren einige der Vorgaben, mit denen sich die Einsatzkräfte in der realistischen Übung konfrontiert sahen. Organisiert wurde die Großübung von Stadtbrandrat Markus Weinbeck, die Leitung erfolgte durch Manfred Kirchberger von der Berufsfeuerwehr Regensburg.
Christoph Tresch, Sprecher der Feuerwehr vom Amt für Brand- und Katastrophenschutz Regensburg über die Ausgangslage: „Wir haben heute angenommen, dass etwa um neun Uhr die Brandmeldeanlage des Domes ausgelöst hat. Entsprechend wurde der Löschzug der Feuerwehr Regensburg alarmiert. Bei Eintreffen der Einsatzleitung konnte man von unten bereits sehen, dass es im Südturm raucht. Bei der Erkundung konnte man feststellen, dass auf dem Baugerüst des Südturmes eine Person, ein Bauarbeiter, verletzt liegt und gerettet werden muss.“
Der Südturm ist zum Zeitpunkt der Übung wegen Erhaltungsmaßnahmen eingerüstet. Etwa 150 Einsatzkräfte waren an der Übung beteiligt, die vorab nicht informiert waren, was genau auf sie zukommen sollte. Unter ihnen 100 freiwillige Feuerwehrler, 25 Kollegen der Berufsfeuerwehr und 25 Fachleute aus weiteren Organisationen. Das Technische Hilfswerk Regensburg, THW Ortsverband Kelheim, Malteser Rettungsdienst Regensburg, Polizei, Kulturgutschützer des staatlichen Bauamtes und Vertreter des Hausherrn, das Bistum Regensburg, unterstützten und waren im Übungsverlauf mit eingebunden.
Neben der Berufsfeuerwehr Regensburg war die Freiwillige Feuerwehr Regensburg mit dem Löschzug Altstadt, die Drohnenstaffel des Löschzuges Keilberg, Löschzug Weichs, Löschzug Winzer und die Freiwillige Feuerwehr Graß dabei. Einsatzleiter Manfred Kirchberger von der BF Regensburg zeigte sich sehr zufrieden. Alles hat sehr gut funktioniert und im angenommenen Einsatz konnten nach bereits zwei Stunden alle Aufgaben erfolgreich abgearbeitet werden.
Donau liefert unbegrenzt Löschwasser via 270 Meter Versorgungsleitung
Über einen etwa 270 Meter langen Schlauch wurde Löschwasser aus der nördlich gelegenen Donau gefördert. Dazu musste von den Übungsteilnehmern eine Versorgungsleitung bis zur Donau unweit der Steinernen Brücke gelegt werden. Über eine Drehleiter erfolgte das Löschen von der südlichen Aussenseite über dem hölzernen Dachstuhl. Die Positionierung der Drehleiter erfolgte seitlich von hinten um von dort über das Dach einen Löschangriff vorzunehmen. Auch musste davon ausgegangen werden, dass der Südturm umfällt und sich im Mittelschiff erhebliche Wärmeentwicklung bilden soll. Die Wassermassen ergossen sich schließlich über die Fassade mit den gotischen Elementen so stark, dass die aus Stein gehauenen Wasserspeier gut zu tun hatten. Das Wasser spritzte in weiten Fontänen aus den Mündern der Wesen mit weit aufgerissenen Augen. Die Wasserspeier am Regensburger Dom werden Gargoyles genannt, von französisch gargouille, etwa “gurgeln”. Im Englischen Gargoyle. Diese aus Stein gehauenen Tiere stellen Drachen, Löwen, Hunde oder Schweine dar und werden ausschließlich auf der Aussenseite angebracht und dienen der Wasserableitung. Das gesammelte Regenwasser wird vom Gebäude weg abgeführt. So soll verhindert werden dass große Wassermengen Mauerwerk oder Gebälk angreifen.
Aufstieg über enge Wendeltreppen und hölzerne Stiegen mit Atemschutz
Der Aufstieg bis zum Turm zur Erkundung des angenommenen Brandherdes ist sehr beschwerlich, die engen Treppen sind teils gewendelt und tiefe Abstürze drohen in verwinkelten Schächten des mittelalterlichen Dachstuhles. Die Brandmeldeanlage des Gebäudekomplexes hatte die ersteintreffenden Einsatzkräfte über den Ort des Entstehungsbrandes informiert. Ebenfalls hier befand sich der verletzte Mitarbeiter den es zu bergen galt.
Nach Verlegung der Seil-Fixierpunkte folgt der Verletztentransport durch die Höhenretter
Die verletzte Person wurde per Schleifkorbtrage über gespannte Seile der Höhenrettungsgruppe von der Innenseite des Südturmes von St. Peter aus einer Höhe von 50 Meter geborgen. Ein Mitarbeiter der Dombauhütte stellte sich dabei gerne als Statist zur Verfügung. Manfred Kirchberger: „Die Drehleiter erreicht eine Höhe von 28-30 Meter. Wir sind hier über der Reichweite, auf einer Höhe von über 40 Meter. Die Angriffswege sind also sehr lange und wir kommen über die Drehleiter nicht hoch.“
Bergung von Kunstschätzen
Wertvolle Kunstschätze aus dem Regensburger Domschatz und aus dem Inneren des Domes wurden vorsorglich in mehreren Kisten von jeweils zwei Einsatzkräften aus dem Dom in Sicherheit gebracht und in einem Transportfahrzeug verstaut. Neben den Gefahren durch Brand musste auch von Schadeinwirkung durch Löschwasser ausgegangen werden.
Für unnötige Aufregung sorgte ein Facebookpost des Bistums Regensburg: „Im Glockenstuhl des Südturms des Regensburger Domes ist gerade eine Rauchentwicklung entdeckt worden! Die Feuerwehr ist bereits alarmiert! Weitere Infos folgen.“ – Leider wurde beim Post nicht hingewiesen, dass es sich um eine Übung handle. Schnell konnte durch die Polizei Entwarnung gegeben werden. Nebelmaschinen hatten die entsprechenden Effekte einer Rauchentwicklung simuliert.
Bericht: Arian Bayer, Feuerwehr Fachjournal
Bilder: Nadja Stegmeier, Feuerwehr Fachjournal