Bewältigung von Unwetterlagen mit automatisierten Warnsystemen in Gemeinden
Die Prognose des Deutschen Wetterdienst sagt für die kommenden Tage wiederum verbreitet schwere Gewitter und dessen Begleiterscheinungen wie Starkregen über Deutschland voraus. Wo genau die Unwetter passieren werden, ist in einer Vorhersage allerdings nicht möglich. Hochmoderne und punktgenaue Gewitter-Warnsysteme warnen mittlerweile Menschen im Freien per Sirene rechtzeitig und gehören zum Sicherheitsstandard in vielen Sportanlagen und Freizeitflächen. Städte wie Köln, Bonn oder Mainz setzen diese Systeme seit mehreren Jahren und flächendeckend ein. Die Länder unterstützen und fördern solche Warnsysteme für Sportanlagen – die Politik befürwortet den Einsatz ausdrücklich. Die Systeme sind an hochpräzise Blitzortungssysteme (z. B. der Siemens AG) gekoppelt und alarmieren vollautomatisch per Sirene. Ob im Freibad, auf dem Fußballplatz oder im Freizeitpark. Dies ist ein Beispiel, wie die Digitalisierung dem Menschen mit mehr Sicherheit und Freizeitvergnügen helfen kann.
Die Koordination und Information der Bevölkerung einer solchen Flächenlage stellt insbesondere in der anfänglichen »Chaosphase« keine leichte Aufgabe dar, wenn Feuerwehren bei eintretenden Unwetterereignissen von einer hohen Anzahl an Meldungen mit teils zeitkritischem Hintergrund geradezu »überrollt« werden. Die Erfahrung zeigt dabei immer öfter, dass extreme Unwetterlagen und das damit verbundene Einsatzaufkommen nicht beherrscht, sondern höchstens strukturiert bewältigt werden können. Dies setzt jedoch Strukturen voraus, die im Vorfeld geschaffen und im Ereignisfall konsequent umgesetzt werden müssen. Daher sollte jede Feuerwehr auf Gemeindeebene ein umfassendes Konzept mit vordefinierten Strukturen erstellen, um für Unwetterlagen gerüstet zu sein. Erschwerend kommt hinzu, dass insbesondere bei Sommergewittern die Vorwarnzeit häufig kurz ist und der Eintritt sowie das Ausmaß eines Unwetters lokal sehr unterschiedlich ausfallen können. (vgl. auch Fabian Müller, 2019, “Unwetterlagen effizient bewältigen – Organisatorische und taktische Hinweise für Feuerwehren”, S. 15 ff)
Teil des strukturierten Unwetterkonzepts und ein neuartiger Ansatz zur Optimierung der Warnmeldekette und damit auch zur Entlastung der Einsatzkräfte sind sog. automatisierte Bevölkerungs-Kommunikationssysteme.
Solche Systeme arbeiten nach dem Prinzip “Vorhersagen, Messen, Alarmieren, Informieren und Kontrollieren”:
Vorhersagen: Die Systeme empfangen automatisiert bis zu 4 mal täglich punkt- und maximalgenaue, amtliche Unwettervorhersagen des Deutschen Wetterdienst (DWD) für die jeweilige Gemeinde. Diese Unwettervorhersagen werden automatisiert an die Befehlsstelle mit Sitz der Einsatzleitung der Gemeinde zur Information und ggf. Einleitung von lokalen Vorwarnungen übermittelt.
Messen: Auf dem Gemeindegebiet wird autarke Sensor-Messtechnik (z.B. Sturm- oder Pegelsensoren) an neuralgischen Messpunkten installiert. Bei Überschreiten vordefinierter Schwellwerte wird automatisiert die Befehlsstelle und/oder auch die Bevölkerung alarmiert.
Alarmieren: Die Alarmierung der Bevölkerung erfolgt über autarke Warnsysteme mit leistungsstarken Sirenen. Sprachdurchsagen und Laufschrift zur Risiko-Information und Handlungsanweisung sind ebenso integriert. Die Warnsysteme sind angeschlossen und auslösbar über das modulare Warnsystem (MoWaS) und BOS TETRA.
Informieren: Ein digitales Warn-Portal generiert aus den eingehenden Gefahrenmeldungen unterschiedlicher Meldequellen (DWD, MoWaS, lokaler Messtechnik, Leitstelle etc.) automatisch alle relevanten Medienformate für einen sofortigen teil- oder vollautomatischen Versand an vordefinierte Empfänger und die Bevölkerung. So ist beispielsweise bei Warnmeldungen der höchsten Warnstufe kein manueller Eingriff oder eine Entscheidungsfindung mehr notwendig. Die automatisierte Aufbereitung spart Zeit, minimiert Fehlerquellen und die Befehlsstelle hat immer Zugriff auf die neuesten digitalen Medien. Die generierten Warnmeldungen sind im inhaltlichen Aufbau und visuell authentisch und entsprechen den Gestaltungsrichtlinien für Warnmeldungen des BBK.
Kontrollieren: Die Systeme sind für die lokalen Standorte im Gemeindegebiet unabhängig kontrollierbar und belegsicher. Sie ermöglichen eine jederzeitige Status-Information der Warnmittel einschließlich Protokollierung und Autoarchivierung zum Nachweis der Ereignisse.
Auch in Zeiten der Digitalisierung ist es unzweifelhaft, dass die vollständige Automatisierung der Warnmeldekette im Katastrophenschutz nicht die Generallösung für die Alarmierung und Information der Bevölkerung sein kann. Insbesondere bei schnell hereinbrechenden und extremen Unwetterlagen, wird die Automatisierung der Warnmeldekette nach dem heutigen Stand der Technik jedoch einen bedeutenden Beitrag zur Entlastung der Feuerwehren und durchstrukturierten Einsatzkonzepten leisten.
Weitere Informationen zum Unwetterwarnsystem finden sich >>>hier.
Autor: P. Kominek, Coptr Bevölkerungs-
Kommunikationssysteme GmbH