Hochwassereinsatz auf Uznam: THW-Team des HCP-Moduls meistert Übung mit Bravour
Am Wochenende vom 30. Juni bis 2. Juli erwartete 24 Einsatzkräfte des Technisches Hilfswerks aus dem HPC-Modul des Landesverbandes Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein ein außergewöhnliches Übungsszenario.
Helferinnen und Helfer aus weiteren Ortsverbänden unterstützten bei der Bewältigung des anspruchsvollen Szenarios mit schwerem Gerät; aus den Ortsverbänden Demmin, Elmshorn, Hamburg-Altona, Hamburg-Bergedorf, Hamburg-Eimsbüttel, Hamburg Mitte, Pinneberg, Schwerin, Wismar und Wolgast reisten Einsatzkräfte ins fiktive “Uznam”, auch 25 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren (FFw) Zinnowitz und Trassenheide sowie 15 Ehrenamtliche des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) arbeiteten mit.
Das war das Szenario: Die Regierung des kleinen Landes “Uznam” in der Mitte Europas hatte wegen einer ausgedehnten Waldbrandlage Hilfe im Rahmen des Europäischen Katastrophenschutzverfahrens angefordert. „Michal Poroschenko“ vom Büro des Gouverneurs war der Ansprechpartner bei diesem „Einsatz“ im Drittstaat. Das European Civil Protection and Humanitarian Aid Operations (ERCC) in Brüssel setzte sofort das räumlich nächstgelegene HCP-Modul aus dem European Civil Protection Pool (ECPP) in Marsch. Der Auftrag: „Verlegen des Moduls über die Grenzübergangsstelle „Wolgasta“ und melden am Meeting Point, der Feuerwache in „Zinnowitztan“. Dort sollte dann Wasser aus dem Achterwasser (eine Lagune) an Einsatzstellen der Feuerwehr transportiert werden, damit vermeintlich bedrohte Gebiete am südlichen Stadtrand vor dem Feuer bewahrt werden können.
Diese Lage bildete den Rahmen für eine mit großem Engagement und sehr viel Liebe zum Detail vorbereiteten Übung für die Mitglieder des High-Capacity-Pumping Modules (HCP) des THW aus dem Norden Deutschlands. Gemeinsam mit den Freiwilligen Feuerwehren Zinnowitz und Trassenheide, dem DRK auf Usedom, dem THW-OV Wolgast und vielen weiteren Unterstützerinnen und Unterstützern haben drei Mitglieder des Teams den „Einsatz“ in „Uznam“ vorbereitet und ermöglicht. Nun waren auch Teamleader (TL), Chief of Operations (CoO) und Logistiker wirklich gefordert, denn auch sie kannten weder das Ziel „Uznam“, noch die Herausforderungen am Einsatzort. Alles musste wie im echten Einsatz erkundet und umgesetzt werden. Dieser Plan ist voll aufgegangen!
Die Kräfte aus allen drei Bundesländern des THW-Landesverbandes starteten dem fiktiven Einsatzauftrag folgend an ihren Heimatstandorten und fuhren die genannte Grenzübergangsstelle an. Dort hatten sich ein Dutzend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer als Grenzpolizistinnen und Grenzpolizisten und Beamtinnen und Beamte der Zollverwaltung von Uznam ausgegeben. Mit ungewohnter Schärfe wurden Papiere geprüft, der Reisegrund wurde erforscht, die Ladung wurde genauestens kontrolliert und es wurden immer wieder Fragen zum THW gestellt. Wegen der Sprachbarriere sprachen die Kontrolleure und Kontrolleurinnen mit allen Einsatzkräften auf Englisch miteinander. Ungewohnt – für beide Seiten – ein deutlicher Schritt aus der Komfortzone – doch dafür ist man ja beim THW! An diesem Freitagnachmittag waren alle „raus aus dem Alltag!“
Kaum an der Feuerwache angekommen, wies der Chef der Feuerwehr Zinnowitztan unseren CoO und die Teamleiterin in die Lage ein. Sie fuhren an die festgelegte Wasserentnahmestelle und planten den Einsatz des THW. Schnell war klar, dass weitere Technik gebraucht wurde. Mithilfe der örtlichen Behörden wurden „Unternehmen“ verpflichtet. Müde und voller Gedanken um den nächsten Tag ging es in das Quartier, die Sportschule Zinnowitz, direkt am Dünenwäldchen des Ostseestrandes von Deutschlands zweitgrößter Insel.
Am Samstag ging es morgens vor sieben wieder raus aus den Betten. Es sollte der angebliche Waldbrand gelöscht werden. Der „Unternehmer“ – wieder dargestellt durch Kameraden des THW-OV Wolgast – war auch schon vor Ort. Mit mehreren Radladern, Kippern und Tiefladern waren die Helferinnen und Helfer früh aufgebrochen und nun rechtzeitig zur Stelle. Zwischen ihnen und der Einsatzstelle lag jedoch noch ein Checkpoint, an der Grenze des von den Behörden bereits evakuierten Teils der Stadt.
Dort angekommen stellten die Kontrolleure und Kontrolleurinnen aus Uznam zwei gesuchte „Hühnerdiebe“ fest und trennten sie vom Team. Energisch insistierte die Teamleaderin, doch es half nichts: Das Modul musste weiter zur Einsatzstelle. Also wurde ein Parlamentär bestimmt und ebenfalls zurückgelassen, wie es von Vertretern der Sicherheitsbehörden von Uznam und der Einsatzleitung vorgeschlagen worden war. An der Einsatzstelle wurden die drei Großpumpen aufgebaut, Schläuche zwischen ehemaligen „Minenfeldern“ verlegt und die Löschwasserbehälter befüllt. Als absehbar war, dass bald Wasser da sein würde, änderte die Übungsleitung die Windrichtung. Jetzt war der eigene Standort in Gefahr. Das THW wählte den Europäischen Notruf 112. Aus der Stadt hörten wir Sirenen, mit denen ehrenamtliche Wehrleute zum Einsatz gerufen werden. Kurze Zeit später waren starke Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren Trassenheide und Zinnowitz ein Teil der Übung. Mitalarmiert wurde der Rettungsdienst vom DRK – sicher ist sicher. Dieser fuhr später einen Unfallort aus der Übung heraus an.
Nun lief der gemeinsame Übungseinsatz seinem ersten Höhepunkt entgegen: Die Wasserförderung des THW musste mit der Wasserentnahme durch die Feuerwehr abgestimmt werden, per Sprechfunk, in englischer Sprache. Um die Kräfte weiter zu fordern, setzte das DRK realistisch geschminkte “Verletzte“ ein, die bald hier, bald dort entdeckt und durch Feuerwehrleute und Helfende des THW erstversorgt und gemeldet werden mussten. Es folgten weitere Einlagen und der Besuch der Unteren Katastrophenschutzbehörde des Landkreises Vorpommern-Greifswald auf der inzwischen ziemlich weitläufigen Einsatzstelle. Bis etwa 15:00 Uhr musste gelöscht werden, dann setze intensiver Regen ein, der den Brand eindämmen konnte. Es folgte der gemeinsame Rückbau im Regen, gefolgt von einer Pause, die bis zum Abendessen im Feuerwehrhaus von Zinnowitztan dauerte. An langen Tischen saßen dort viele zufriedene Helferinnen und Helfer zwischen Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehen und vom DRK. Es gab von allen Seiten viele Fragen, es wurde gefachsimpelt, gegessen, gelacht und später auch getanzt. Ein tolles Erlebnis!
Am Sonntag gewährten Mitglieder von „Peenemünde – Historische Rundfahrt“ einen Blick in die Orte und Arbeitsweisen an einem der geheimsten Orte Deutscher Rüstung während des Zweiten Weltkriegs. Ein Fallmantelhydrant markiert dort den Punkt im Wald, an dem am 3. Oktober 1942, zum ersten Mal in der Geschichte, eine menschengemachte Maschine, von der Erde aus, das Weltall erreichte. Es war allen eine Freude den beiden sehr engagierten Führern zuzuhören, auf ihrem Weg durch die vom Kiefernwald vollkommen überwucherten Ruinen der Raketenforschung in Deutschland. Faszinierend fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Informationen über die weitere Entwicklung nach dem Krieg in den hiesigen Werften, den USA, der UdSSR und Japan.
Ein heftiger Regenschauer verabschiedete die sehr zufriedenen Einsatzkräfte von der Insel. Die Passage der Grenze erfolgte ohne Komplikationen und nach ein paar Stunden waren alle wieder an ihren Heimatstandorten, voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Der THW Landesverband “Küste” freut sich auf das nächste Abenteuer mit dem HCP-Modul „Elbe“ und sagt “Danke” für dieses HCP-Training!